WordPress.com Jahresbericht 2013 – Statistik für diese Seite

Die WordPress.com-Statistik-Elfen fertigten einen Jahresbericht dieses Blogs für das Jahr 2013 an.

Hier ist ein Auszug:

Eine Cable Car in San Francisco fasst 60 Personen. Dieses Blog wurde in 2013 etwa 2.700 mal besucht. Eine Cable Car würde etwa 45 Fahrten benötigen um alle Besucher dieses Blogs zu transportieren.

Klicke hier um den vollständigen Bericht zu sehen.

Hinterlasse einen Kommentar

Eingeordnet unter Uncategorized

2012 in review

Die WordPress.com-Statistik-Elfen fertigten einen Jahresbericht dieses Blogs für das Jahr 2012 an.

Hier ist ein Auszug:

600 Personen haben 2012 den Gipfel des Mount Everest erreicht. Dieser Blog hat 2012 über 2.300 Aufrufe bekommen. Hätte jede Person, die den Gipfel des Mount Everest erreicht hat, diesen Blog aufgerufen, würde es 4 Jahre dauern, um so viele Aufrufe zu erhalten.

Klicke hier um den vollständigen Bericht zu sehen.

Hinterlasse einen Kommentar

Eingeordnet unter Uncategorized

2011 im Rückblick von WordPress erstellt

Die WordPress.com Statistikelfen fertigten einen Jahresbericht dieses Blogs für das Jahr 2011 an.

Hier ist eine Zusammenfassung:

Eine Cable Car in San Francisco faßt 60 Personen. Dieses Blog wurde in 2011 etwa 1.300 mal besucht. Eine Cable Car würde etwa 22 Fahrten benötigen um alle Besucher dieses Blogs zu transportieren.

Klicke hier um den vollständigen Bericht zu sehen.

Hinterlasse einen Kommentar

Eingeordnet unter Uncategorized

Eine Anmerkung zu Beginn

Liebe Besucherin, lieber Besucher dieser Seite, bitte lesen Sie zunächst den kleinen Beitrag in „About“ (links oben).

Um in der Reihenfolge der Broschüre zu lesen wählen Sie bitte die fortlaufenden „Kategorien „000…“ –  „001…“ usw. Wenn der gewünschte Titel erscheint, bitte in die Überschrift klicken – der ganze Artikel ist offen.

Klicken Sie die „Schrift“ – Bilder und Fotos an, um sie problemlos lesen zu können.

An dieser Stelle machen wir Sie gerne aufmerksam auf unsere Seite: http://kzgedenkstaettenbisingen.wordpress.com

Darin finden Sie eine umangreiche Archivierung der „Gedenkstätten KZ Bisingen und des Vereins der Gedenkstätten KZ Bisingen (siehe Link rechte Kolumne.

Mit freundllichem Gruß

Uta Hentsch

Hinterlasse einen Kommentar

Eingeordnet unter 001-Eine Anmerkung zu Beginn

Quellenhinweise / Titel- und Rückseitenbild

← Quellenhinweise

Anmerkung zum Bildteil:

Wir möchten ausdrücklich darauf hinweisen, dass die Bilder ab Nr. 57 nicht aus dem Lager Bisingen stammen; sie dienen lediglich der Veranschaulichung, da die Verhältnisse in Bisingen vergleichbar waren.

Das Bild: „Entlausungsbaracke“ it aus dem Archiv der Gemeinde Bisingen. Es wurde jetzt 04/2011 hinzugefügt

Titelbild: KZ-Friedhof Bisingen von Thomas Vogt, Bisingen

Umschlag Rückseite: Befreiter Häftling aus einem unbekannten Lager (Der gelbe Stern, C. Bertelsmann-Verlag 1978, S. 161)

Hinterlasse einen Kommentar

Eingeordnet unter 013-Quellenhinweise

AUS DER REDE RICHARD V. WEIZSÄCKERS, 08. Mai 1985

„Wir alle, ob schuldig oder nicht, ob alt oder jung, müssen die Vergangenheit annehmen. Wir alle sind von ihren Folgen betroffen und für sie in Haftung genommen.

Wer aber vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart.

Wenn wir uns daran erinnern, wie rassisch, religiös und politisch Verfolgte, die vom sicheren Tod bedroht waren, oft vor geschlossenen Grenzen anderer Staaten standen, werden wir vor denen, die heute wirklich verfolgt sind und bei uns Schutz suchen, die Tür nicht verschließen.

Wenn wir uns der Verfolgung des freien Geistes während der Diktatur besinnen, werden wir die Freiheit jedes Gedankens und jeder Kritik schützen, so sehr sie sich auch gegen uns selbst richten mag.

Bei uns ist eine neue Generation in die politische Verantwortung herein gewachsen. Die Jungen sind nicht verantwortlich für das, was damals geschah. Aber sie sind verantwortlich für das, was in der Geschichte daraus wird.

Die Bitte an die jungen Menschen lautet: Lassen Sie sich nicht hineintreiben in Feindschaft und Hass

  • – gegen andere Menschen,
  • – gegen Russen oder Amerikaner,
  • – gegen Juden oder Türken,
  • – gegen Alternative oder Konservative,
  • – gegen Schwarz oder Weiß.

Lernen Sie, miteinander zu leben, nicht gegeneinander.“

(Aus: Ansprache des Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker im Plenarsaal des Deutschen Bundestages anlässlich des 40. Jahrestages der Beendigung des Zweiten Weltkrieges; Bonn, den 8.5.1985)

Hinterlasse einen Kommentar

Eingeordnet unter 012-"Wehret den Anfängen" / Aus der Rede von Richard von Weizsäcker

„WEHRET DEN ANFÄNGEN!“

„Wir wollen von niemandem mehr … ständig an unsere Vergangenheit erinnert werden.“ (45)

Dieser Haltung begegnete die Juso-AG Bisingen bei ihrer Beschäftigung mit dem KZ unerwartet oft. Eine derartige Aussage spiegelt jedoch nicht nur die Einstellung vieler Durchschnittsbürger wider, sondern findet sich bei genauerer Betrachtung auch bei einigen höchstrangigen Repräsentanten unseres Staates.

Ein Volk aber, das seine Geschichte verdrängt, hat aus der Geschichte nichts gelernt. Daher ist die vorliegende Dokumentation der Bisinger Jungsozialisten ein notwendiges Stück Aufarbeitung, wie sich der Nationalsozialismus vor der eigenen Haustür abgespielt hat. Wer diese Dokumentation liest, muss misstrauisch werden gegenüber üblichen Entschuldigungsmustern wie „davon haben wir alle nichts gewusst“. Ehrlicher wäre bei vielen dann schon eher “ wir haben davon nichts wissen wollen“.

Die Aufarbeitung des Faschismus wurde in der Bundesrepublik nur halbherzig vollzogen. Die Ahnungslosigkeit vieler Jugendlicher über den Hitler-Faschismus legt davon Zeugnis ab. So können viele Jugendliche keine richtige Verbindung herstellen zwischen dem Faschismusbild, das sie (privat) zu Hause über Eltern und Großeltern erfahren haben und dem nüchternen Bild in ihren Geschichtsbüchern.

Mangelnder Aufarbeitung jüngster Geschichte muss schon deswegen entgegengewirkt werden, da es heute konservative Poiitiker (47) gibt, die z. B. im Wahlkampf 1980 das Nazisystem als „Variante des Sozialismus“ verkaufen.

Neben unzulänglicher Vergangenheitsbewältigung ist auch die Krisenhaftigkeit des Kapitalismus ein guter Nährboden für die Neonazis. Die anhaltende wirtschaftliche Depression gekoppelt mit Massenarbeitslosigkeit hat nationale und autoritäre Neigungen unter vielen Deutschen wieder mobilisiert.

Die Sündenbockjagd auf Ausländer findet sich verfeinert in den offenen Diskussionen zu geplanten neuen Ausländergesetzen wieder. Auch die Stumpfheit gegenüber Asylanten und deren behördliche Behandlung deutet auf eine Ignoranz der eigenen Geschichte hin. (Wieviele Deutsche fanden im Ausland Zuflucht vor dem Naziterror!)

Die Hitler-Faszination, bishin zu den gefälschten Tagebüchern und die Hitler-Welle zeigen die Notwendigkeit der aktuellen Auseinandersetzung.

In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass die Münchner SINUS-Studie (46) bei immerhin 13% der bundesdeutschen Wähler ein rechtsextremes Potential ausmachte. Auch weitere Studien (Hamburger Kehrmann Institut, 1977) belegen im Gegensatz zu Wahlmisserfolgen der Rechtsradikalen eine potentielle Gefahr. Es müsste uns nachdenklich stimmen, wie schnell der Anschlag in München (Oktoberfest 1980; 13 Tote, über 200 Verletzte) aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwunden ist. Der Terroranschlag auf den Bahnhof in Bologna und auf die Synagoge in Paris belegen beispielhaft die internationalen Querverbindungen der Neonazis.

Es bedarf aber nicht der Erinnerung an diese blutigen Anschläge der Rechtsterroristen, machen wir uns empfindlich gegen den täglichen, scheinbar harmlosen Faschismus, der in Juden bzw. Türkenwitzen uns von Stammtischen entgegenschallt. Je weiter die Naziepoche zurückliegt, umso geringer scheint die Scheu, mit nazistisch-rassistischen Witzen zu prahlen.

Kehren wir in unseren Heimatkreis zurück. Wieviel „Ausländer-Raus-Haltungen“ oder „diese Kanaken“-Sprüche treffen wir täglich an, unter Bekannten, zuweilen sogar Freunden, die brav demokratische Parteien wählen.

Dazu ein fast schon alltägliches Beispiel:

Vor kurzem versuchten zwei ausländische Freunde, ein Asylant und ein Türke, in eine Nobeldiskothek zu gehen. Sie wurden abgewiesen. Auf meine Frage an den Diskothekenbesitzer, ob er Ausländern den Zutritt verwehre, bekam ich zur Antwort: „Der Türsteher hat Order, nicht mehr als 10 Ausländer reinzulassen.“ – Balingen 1984. Gewiss bedarf es noch eines weiteren Schrittes zu „Kauft nicht bei Juden/Türken“, aber es ist dieselbe Richtung.

Vielleicht hilft uns die vorliegende Dokumentation, wieder empfindlicher gegen Rassismus, Militarismus und Neofaschismus zu werden.

Wehren wir den Anfängen, bevor es wieder zu spät ist!

Hinterlasse einen Kommentar

Eingeordnet unter 012-"Wehret den Anfängen" / Aus der Rede von Richard von Weizsäcker

EINE ZEUGENAUSSAGE

Dieses Kapitel soll anhand einer bisher noch nicht veröffentlichten Zeugenaussage zeigen, wie sich das KZ Bisingen für einen beteiligten Menschen darstellte. Herr Josef Henle lebt seit 1944 in Bisingen und war von Anfang an im KZ als Leiter des Schweißtrupps beschäftigt.

Frage: Wie kamen Sie ins KZ Bisingen?

Henle; Ende April l944wurdeichdienstverpflichtet als Montageleiter des Schweißtrupps. Ich half mit beim Aufbau des KZs und hatte auch mein eigenes Büro. Ich wurde von meiner Heilbronner Firma bezahlt (Ernst Schedler, Dammstr. 27), dann von der DÖLF (der Betriebsleiter war von Gomaringen). Ich hatte damals die Wahl, als Soldat eingezogen oder zur Ölschiefergewinnung eingesetzt zu werden.

Frage: Wie ging der Aufbau des Lagers vor sich?

Henle: Abholzen, Einebnung, Umzäunung, Grabarbeiten, Rohre verladen und verlegen; die Rohre wurden zum Schwelen gebraucht, der Durchmesser war 1,70m. Der Aufbau dauerte 3 – 4 Monate, in dieser Zeit und noch lang nachher gab es keinerlei Produktion.

Frage: Wann und woher kamen die ersten Häftlinge?

Henle: Anfang August 1944, es waren ca. 1500 Männer, Juden und Polen (z.T. Zivilisten), Franzosen, Deutsche (Befehlsverweigerer und Diebe), aber auch einfache Kriegsgefangene Polen, Franzosen und viele andere – in der Mehrzahl Russen.

Beim ersten Häftlingstransport waren bereits 15 Tote dabei, die die Fahrt nicht überlebt hatten. Die Häftlinge kamen vom Bahnhof aus über die Wiesen direkt zum Lager.

Am Anfang wurden durch mich alle Namen und Geburtsorte der Häftlinge registriert. Eine andere Liste befand sich beim Bürgermeister Pflumm, die aber später verbrannt wurde. Nach einiger Zeit habe ich dann nur noch die Nummern geführt.

Es kamen laufend neue Häftlingstransporte, und es wurden ständig auch Häftlinge von Bisingen in andere Lager verlegt.

Frage: Wie sah das Lager im August 1944 aus?

Henle: Am Anfang standen nur Zelte, primitive Planen, im Morast und im Wasser, ab und zu wurden dann 10 cm Sägemehl in die Zelte gestreut.

Dann wurden schnell 6 Baracken (Pferdeställe) aufgebaut, drei Bretter übereinander zum Schlafen. Zum Teil wurden halbverfaulte Dielen auf die Erde gelegt, ein richtiger Boden war das nicht. Die Gefangenen berichteten mir oft über den Streit, der sich in der Nacht wegen der Dekke entwickelte: denn nur jeder zweite oder dritte hatte eine; Stroh zum Wärmen gab es nicht.

Das Klo bestand nur aus einem „Donnerbalken‘.‘ (zwei Pfosten in der Erde, ein Balken darüber, dahinter eine Grube).

Frage: Wieviele Häftlinge und wieviele Zivilisten arbeiteten im KZ?

Henle: Etwa 1000 Häftlinge und ca. 350-400 Zivilisten; 18 – 20 SS-ler und 15 – 20 Mann Wachmannschaft, die von der Wehrmacht waren. Unter den Zivilisten waren keine Bisinger.

Frage: Wie war die Arbeit der Häftlinge?

Henle: Die Häftlinge wurden in Kolonnen eingeteilt, es gab z.B. eine Schweißkolonne, Transportkolonne, Feldschmiede… Die Häftlinge waren hauptsächlich mit Schieferabbau beschäftigt. Es gab auch große Maschinen, aber man konnte nicht alles damit machen.

Mein Trupp war sehr beliebt, die Häftlinge rissen sich um die Einteilung bei mir. Der Grund war, dass sie wussten, dss es bei mir fast immer etwas extra gab (Lebensmittel), und außerdem fanden sie humanere Arbeitsbedingungen. Weil es so ein Gedränge gab und die Kapos mit ihren Knüppeln so brutal drein schlugen, hat es manchmal schon bei der Einteilung 4 – 5 Tote gegeben.

Alle 3 Wochen bin ich nach Heilbronn gefahren; meine Schwester war dort bei der Handelskette „Lichdi“ und hat mir immer die Brotmarken gegeben. Einmal hatte ich 100 Marken auf einmal; diese Brote habe ich den Häftlingen gegeben. Bei der Aufteilung des Brotes in meinem Transportzug (10 Mann) hat man fast weinen müssen, wie genau und gerecht die Gefangenen das Brot untereinander aufteilten: es ging um jede Brotkrume.

Vom Kühlen Grund herauf wurde eine Wasserleitung gelegt. (Pumpen zum Kühlen und Waschen; die Leitung war 80 cm tief und hatte einen Durchmesser von 20 cm). Bei diesen Arbeiten starben mindestens 150 Menschen.

Frage: Wie war das Verhältnis zu den Vorgesetzten?

Henle: Die älteren Wachleute waren ziemlich kulant, sie schlugen kaum und klagten die Zustände z.T. selbst an. Die jungen SS-ler waren dagegen ausgesprochen fanatisch und brutal.

Hoffmann war ein furchtbar brutaler Mensch mit scharfem Hetzhund. Er ließ die Leute grundlos erschießen und betrachtete die ihm untergebenen Häftlinge als Gesindel; einmal ’sagte er: „Je mehr von dem Pack verreckt, desto besser! Wir haben überall volle Lager!“

Frage: Wie sah es mit dem körperlichen Zustand der Häftlinge aus?

Henle: Die Häftlinge mussten schwer arbeiten, bekamen aber kaum etwas zu essen. Die meisten waren auch im Winter barfuß oder trugen Holzschuhe. Sie waren mit Drillichanzügen (gestreifte Sträf lingsanzüge) ohne Unterkleider bekleidet. Von der SS zugesagte Gummistiefel und Laufstege kamen nie an.

Unter tags gab es kaum etwas zu essen. Das Hauptessen bestand aus Wassersuppe, ab und zu gab es einmal Eintopf. Das Essen musste im Stehen, meist ohne Besteck eingenommen werden. Sie mussten fressen wie Hunde!

Kranke und Arbeitsunfähige ließ man verrecken. So sollte zum Beispiel einer der Häftlinge der SS etwas holen, fiel aber dabei immer wieder hin, vor Schwäche.

Einer von den SS-lern gab ihm immer wieder einen Tritt. Dann hat er ihm, glaub ich, mit dem Revolvergriff einen Schlag versetzt und ihn liegen lassen.

Überhaupt waren die Aufseher brutal: einmal verarztete ich einen Gefangenen mit einem Geschwulst. Ein junger SS-Mann riß ihm den Verband einfach ab.

Frage: Ist Ihnen eine bestimmte Begebenheit noch besonders in Erinnerung?

Henle: In der Feldschmiede war auch ein Häftling, der Werkzeuge härten konnte, der verstarb auch. Es war nun keiner mehr da, der härten konnte, da hab ich es selbst gemacht mit Hilfe zweier Häftlinge. Zwischendrin musste ich dringend weg an eine Pumpe, die ausgefallen war. Ich sagte den zwei Häftlingen: „Ihr bleibt da und schaut, daß das Feuer nicht ausgeht, ich komme gleich wieder.“

Als ich zurück kam, lagen die zwei auf dem Boden. Sie waren von zwei jungen SS-lern (höchstens 19 bis 20 Jahre alt) zusammengeschlagen worden. Ich hab mit ihnen (den SS-lern) Streit bekommen und habe sie alles geheißen. „Was seid denn ihr für Kerle! Wenn ihr heute einen Wortwechsel mit euren Eltern habt, dann schlagt ihr sie zusammen oder knallt sie über den Haufen.“

Wenn ich noch mal so einen frechen Mund habe, könnte ich morgen denen im Lager Gesellschaft leisten, hat es geheißen. Ich bin zu den zwei Häftlingen und habe sie, nachdem sie aufgestanden waren, gefragt: „Welcher hat dich zusammengeschlagen?“ Er zeigte auf einen der SS-ler. Dieser zog die Knarre und knallte ihn einfach über den Haufen (aus 2 – 3 m Entfernung mit 2 oder 3 Kugeln in den Kopf). Dann wollten sie weggehen und sprachen miteinander, was ich aber nicht verstand; beim Weggehen zog der andere die Knarre und schoss den zweiten Häftling ebenfalls tot. Es war mittags gegen 14 Uhr.

Öfters habe ich gesehen, wie einem auf dem Donnerbalken vor die Füße geschossen wurde; er ist durch den Schreck in die Jauche hinten runter gefallen.

Ein Gefangener wurde an einem Rohrgerüst mit einem Haken aufgehängt; einer meiner Schweißer hat das Gerüst heimlich mit dem Schneidbrenner durchtrennt, so daß es umgefallen ist; man hat ihn nicht erwischt!

Frage: Haben sich Bisinger beschwert?

Henle: Ich weiß davon nichts. Ich war beim Bürgermeister, der hat gesagt: „Mir sind die Hände gebunden, ich bin da machtlos.“ Ich habe ihn öfters getroffen und auch über die Zustände mit ihm gesprochen.

Frage: Wie war das Verhalten der Häftlinge untereinander?

Henle: Aus den Reihen der Häftlinge wurden Kapos (meist Kriminelle) aussortiert. Auf ca. 1000 Mann kamen dabei mindestens 15 Kapos, eher mehr.

Die Kapos nahmen keine Rücksicht auf die eigenen Leute, sie schlugen sie sogar mit ihrem Prügel. Sie wollten sich bei der SS lieb Kind machen und wurden dafür mit besserem Essen entlohnt.

Jeder Gefangene wollte die eigene Haut retten. Den umgekommenen Häftlingen wurden z. B. sofort die Kleider vom Leib gerissen.

Frage: Wie war das Verhalten der Bisinger Bevölkerung?

Henle: Im Bisinger Heimatbuch wird behauptet, dass sich Bisinger Bürger bei den SS-Aufsichtsbehörden beschwert haben; davon weiß ich nichts. Es gab keinen organisierten Widerstand, sondern vereinzelte Hilfsbereitschaft der Bisinger: einige stellten Lebensmittel an den Straßenrand. Diese Hilfsbereitschaft wurde von der SS unter Androhung der Inhaftierung weitgehend abgestellt.

Einige Häftlinge haben auch Spielzeug (aus Holz z.B.) gebastelt, das sie für ein Stück Brot weg gaben.

Frage: Was geschah mit den Toten?

Henle: Nach dem Tod wurden den Häftlingen von den eigenen Mitgefangenen die Goldzähne und Goldplomben ausgebrochen und gegen Brot oder andere Nahrungsmittel getauscht.

Die Sträflinge mussten dann die Toten in zuvor gegrabenen Löchern bestatten. Ein Mithäftling sprach ein paar Worte am „Grab“. Das Massengrab befand sich 400 – 500 m rechts vom heutigen KZ-Friedhof.

Frage: Gab es Fluchtversuche?

Henle: Ich kann mich erinnern, dass einmal ein entflohener Häftling von Hofmanns Hunden aufgespürt wurde. Am nächsten Tag wurde er zur Abschreckung nackt an einer Stange aufgehängt.

Frage: Gab es Kontakte zwischen der SS und der Bevölkerung?

Henle: Zum Ortsgruppenleiter hatte die SS keinen Kontakt. Aber sie kam in die Bisinger Wirtshäuser.

Frage: Wie ging die Auf lösung des Lagers vor sich?

Henle: Das Lager wurde am 14.4.45 aufgelöst. Die Häftlinge wurden wie Holz in die Eisenbahnwaggons gestapelt; allein dabei gab es ungefähr 20 Tote.

14 Tage nach der Lagerauflösung kamen die Franzosen. Das Lager war noch völlig erhalten, SS und Häftlinge waren schon weg. Nur noch Zivilpersonen waren da. Die Randale im Ort haben Zivilfranzosen und -Russen gemacht, die von der Organisation Todt dienstverpflichtet waren.

Nach dem Krieg wurde der Schieferabbau durch die Franzosen bis Juni 1946 weiter betrieben. Die ehemaligen Nazis wurden zur Arbeit eingesetzt.

Eisenhändler und 20 Schweißer aus dem Rheinland bauten später das Lager ab und wurden reich dabei.

Die Toten des Massengrabes wurden 1946 durch Internierte des Balinger Lagers umgelegt auf den heutigen KZ-Friedhof.

Frage: Wie war Ihr Verhältnis zu den Franzosen?

Henle: Da könnte ich viel erzählen. Die Franzosen haben mich schwer mißhandelt; sie wollten nur Geständnisse erpressen, deswegen habe ich vor Wut die Liste der Häftiinge verbrannt. Sie haben mich erst in Ruhe gelassen, als ein Brief eines ehemaligen Häftlings, der bei mir Lagerist war mich entlastete.

Frage: Was meinen Sie zu dieser Dokumentation?

Henle: Ja, das ist wahr, was da drin steht!

2 Kommentare

Eingeordnet unter 011-Eine Zeugenaussage

SS-AUFSEHER- ein Beispiel / STRAFRECHTLICHE VERFOLGUNG DER MÖRDER

Viele SS-Schergen lebten nach dem Krieg unauffällig unter uns. Der als besonders „herrisch“ und „brutal“ 37 geschilderte Franz Johann Hofmann z.B., der das Bisinger KZ von Oktober ’44 bis Anfang Februar 45 vom Lager Dautmergen aus leitete, lebte nach dem Krieg 14 Jahre lang alb Familienvater in der Bundesrepublik.

Hofmann wurde 1906 in Hof an der Saale geboren. Er wurde Tapezierer und arbeitete als Hausdiener und Gelegenheitsarbeiter. Während seiner längeren Arbeitslosigkeit half er in dem Wirtshaus seines Vaters, wo er von Besuchern, darunter vielen SS-Leuten, gedrängt wurde, in die NSDAP einzutreten.

So trat er am 20. 7, 32 in die NSDAP und die SS ein. Er arbeitete als Hilfspolizist und diente sich nach oben. Ab 1933 „arbeitete“ er in Dachau, wo er eine intensive ideologische Schulung durchmachte. Seine Vorgesetzten bescheinigten ihm, er sei ein „fanatischer Nationalsozialist“. Bereits in Dachau war er für seine Grausamkeit berüchtigt. Zum Rapportführer wurde er nach eigenen Aussagen befördert, weil „Rechnen schon in der Schule meine starke Seite gewesen ist.“

Ab 1. 12. 42 leitete Hofmann das Zigeunerlager in Auschwitz als                          2.  Schutzhaftlagerführer und beteiligte sich an Selektionen. Hofmann:

„… wo ich hingestellt werde, mach ich eben meinen Dienst.“ (43)

Er wurde am 22. 10. 1944 nach Bisingen und Dautmergen versetzt und verbreitete hier Angst und Schrecken. Er war einer der Hauptverantwortlichen für das sterben in Bisingen. In Schömberg, wo er seinen Wohnsitz hatte, hielt er sich ein polnisches Hausmädchen als „Sklavin“.

„Während er bislang als Unterdrückter, nämlich als Tapezierer, Hausdiener und Gelegenheitsarbeiter, auf der Schattenseite der Macht gestanden hatte, gab ihm seine Stellung im KZ-Lager nunmehr die Gelegenheit, schrankenlose Macht auszuüben und sich an den bisherigen Gegnern – Kommunisten, Juden, Angehörigen demokratischer Parteien und später den Menschen fremder Völker … – zu rächen. Hierbei tötete Hofmann … ohne Erbarmen und ohne Einhalt.“ (38)

SS-Leute waren ganz „normale“ Menschen, es ist aber in diesem Rahmen für uns unmöglich, genauer zu beschreiben, wie ein Mensch fähig wird, solche Grausamkeiten zu begehen.

STRAFRECHTLICHE VERFOLGUNG DER MÖRDER

Manch einer der Bisinger Menschenquäler konnte gerichtlich belangt werden. Allgemein kann man sagen, daß die SS-Leute in gehobeneren Positionen, das heißt also auch mit mehr Verantwortung für die Verbrechen, sich zum Teil vor dem Herannahen der Alliierten noch in andere Positionen versetzen ließen, um nicht der direkten Rache ausgesetzt zu sein und besser untertauchen zu können.

Die SS-Wachleute, die von den Franzosen bis kurz nach dem Krieg inhaftiert wurden, wurden schon 1946 in Rastatt verurteilt. Viele wurden hingerichtet.

Der Lagerführer (von Bisingen), Hauptscharführer Pauli, war nach dem Krieg in die Schweiz gegangen, da er auch die Schweizer Staatsbürgerschaft hatte, und dort vom Strafgericht von Basel-Stadt am 11. Februar 1953 wegen Bisingen zu 12 Jahren Zuchthaus verurteilt worden. Nachdem er 8 Jahre abgesessen hatte, kam er in die BRD zurück, wo erneut gegen ihn verhandelt werden sollte. Kurz vor Prozeßbeginn starb Pauli. (39)

Schutzhaftlagerführer Hofmann, der nach dem Krieg zunächst untergetaucht war, wurde von seiner Frau wider besseres Wissen bei den Behörden für tot erklärt. Er lebte dann in Kirchhof an der Jagst, wo er bei seinen Mitbürgern als unbescholten galt. Er wurde am 16. 4. 1959 zu lebenslänglicher Haft verurteilt, und zwar vom Frankfurter Schwurgericht wegen Verbrechen in Dachau.

Hofmann wurde 1965 vom Hechinger Landesgericht wegen der Verbrechen in Bisingen und Dautmergen nicht mehr zu zusätzlichen 13 Jahren Zuchthaus verurteilt, (trotz anderslautender Zeitungsberichte! 40), da die 13 Jahre neben den zweimal Lebenslänglich nicht mehr ins Gewicht fielen. (42) Das Verfahren wurde eingestellt.

Hinterlasse einen Kommentar

Eingeordnet unter 010-SS-Aufseher / starfrechtliche Verfolgung

DAS VERHALTEN DER BISINGER / AUFLÖSUNG DES LAGERS

Über das Verhalten der Bisinger Bevölkerung zur Zeit des Bestehens des Bisinger KZs ist vieles noch nicht dokumentiert. Sicher ist, daß manche Menschen, die damals in Bisingen lebten, von der nationalsozialistischen Ideologie stark beeinflusst waren. So z.B. war nicht jeder Bürgermeister so NS-hörig wie der Bisinger (siehe Aktenvernichtung). Uns ist bekannt, daß auch mehrere Bisinger Bürger mit der Einrichtung eines KZs im allgemeinen einverstanden waren, ohne vielleicht den Umfang von Verbrechen, die darin geschahen, zu erkennen.

Die Bisinger sahen fast täglich Häftlingskolonnen, die durch das Dorf zur Arbeit geführt wurden – es waren u.a. Häftlinge beim Bau einer Wasserleitung, die das Lager mit der Böllatmühle im Kühlen Grund verbinden sollte, eingesetzt und sie sahen Häftlinge im Ort selbst Aufgaben erledigen; sie entfernten Blindgänger von Häusern der Ortschaft. Die oft betrunkenen SS-Führer haben mehrfach in Gaststätten mit Bisingern gezecht und dabei einiges über das KZ verlauten lassen. Einige SS-Leute sollen Verhältnisse mit Bisinger Frauen gehabt haben, und es ist anzunehmen, daß diese einiges von den Vorgängen im Lager erfahren haben müssen. Das Lager war außerdem nur 150 m außerhalb der Ortschaft; sogar während der Arbeit konnten die Häftlinge beobachtet werden. (31)

Belegt ist aber auch die eindeutige Hilfsbereitschaft vieler mitleidender Bisinger Bürgerinnen und Bürger. So sind einige Fälle belegt, wo Gefangene Lebensmittel von Bisingern erhielten. Der Gefangene Korn berichtet z.B.:

„… Da war ich eines Tages, als ich oben war und unten waren die Mithäftlinge, …, da waren auf dem Nachbarfeld ein paar Bauernfrauen, haben da Kartoffeln gehabt. Jedenfalls hat mir eine Frau gezeigt, auf den Boden mit dem Finger: da hier liegt was; so hab ich das verstanden. Und das war eine Entfernung von 5 bis 10 m höchstens, und ich habe aufgepasst wenn die SS, der Mann der bewacht hat, der ist herumgegangen und war dann ein bissel weiter weg, hab ich mich hingeschlichen, hab das geholt: waren da drin 5 oder 6 Kartoffeln, in so einer Tüte. Die hab ich genommen, habe sie mir in die Taschen gesteckt, rechts und links. Jetzt ist aber folgendes, das beweist nur das Ausmaß, wie groß die Brutalität von dem damaligen Regime war, wenn eine biedere Bauersfrau in der Nähe von unserer Arbeit mir ein paar Kartoffeln zukommen lassen wollte, da musste sie aufpassen, dass die SS nicht sieht und musste mit dem Finger zeigen und sich entfernen und ich mußte, wahrscheinlich mit -Lebensgefahr, mich dahin schleichen, um die paar Kartoffeln in die Hand zu stecken.“ (32)

Wir haben heute allen Grund dazu, auf diese ungesetzlichen“ Taten unserer damaligen Mitbürger stolz zu sein. Es handelt sich nach unseren Informationen jedoch immer um die von Mitleid geprägte Hilfe von Einzelpersonen, nicht jedoch um ein organisiertes Hilfs- und Versorgungssystem, wie es im Artikel des „Figaro“  (33) steht, der etwas selbstunkritisch im Bisinger Heimatbuch abgedruckt wurde.

Nationalsozialistischer Aufmarsch in Bisingen während der Naziherrschaft (55)

AUFLÖSUNG DES LAGERS

Selbst in der letzten Phase des Krieges wurden die Anstrengungen in der Treibstoffproduktion noch verstärkt; so muß die Belegungsstärke in Bisingen Mitte März ’45 über 2000 Häftlinge betragen haben.

Auf Grund der heranrückenden Front Anfang April 1945 wurde das Lager Bisingen geräumt. So wurden am 12. April 206 Häftlinge nach Dachau geschickt. Am 14. 4. wurden weitere 563 Häftlinge nach Dachau verlegt. Der Transport erfolgte in offenen, mit Stacheldraht überspannten Güterwagen. Der Rest der Häftlinge setzte sich mit uns heute unbekanntem Ziel am selben Tag in Marsch. (34)

Der Häftling Korn berichtet dazu:

„Und dann sind wir angetreten, in zehn Blöcken a 100 Mann, darunter auch Gefangene aus Schörzingen. Und dann sind wir marschiert, tagelang. Das heißt, marschiert sind wir nur nachts, tagsüber waren wir im Wald. … Während wir marschiert sind, haben wir laufend Schüsse gehört. Wenn jemand nicht mehr gehen konnte, hat man den erschossen.

Am 22. 4. kamen wir dann nach Ostrach,….Da hat man von einem Bauern zwei oder drei Säcke Kartoffeln geholt, und jeder von uns Gefangenen hat zwei Kartoffeln bekommen. Und während wir noch standen, um die Kartoffeln in Empfang zu nehmen, hat es auf einmal geheißen: ‚Die SS ist fort!‘ Und da habe ich mich umgeguckt, und tatsächlich war kein SS-Mann mehr da … (einenTag später)* … auf einmal kamen die Franzosen in Jeeps. Sie haben uns Essen gegeben. Viele sind daran gestorben. Die Franzosen haben es gut mit uns gemeint, aber die Leute waren so hungrig, dass sie alles gegessen haben und schnell und viel,und das ist nicht allen gut bekommen.“ (35) *) Anm. d. Verf.

Aus verschiedenen Zeugenaussagen scheint hervorzugehen, dass auf dem Evakuierungsmarsch „hunderte“ von Häftlingen ihr Leben lassen mussten. Dies lässt sich wahrscheinlich so erklären, dass die Zeugen begreiflicherweise unter ständiger Todesangst litten, ständig Schüsse zu hören waren und auch tatsächlich einige Häftlinge erschossen wurden. Die Zahl der Toten lässt sich heute nicht mehrgenau angeben, nach dem Krieg konnten durch Nachforschungen nur wenige Todesfälle nachgewiesen werden. (36)

Hinterlasse einen Kommentar

Eingeordnet unter 009-Das Verhalten der Bisinger / Auflösung des Lagers